Paulchens Waldwanderung : Eigenes Märchen. (c) Bernd Oehmig. Illustriert, Animiert, Ausmalbild, Märchenbild. Die Märchenwelt des [theater] Dimbeldu. Märchen sehen, hören und erleben. Märchen der Gebrüder Grimm, Hans-Christian Andersen, Wilhelm Hauff, Ludwig Bechstein, 1001 Nacht. Puppentheater und Figurentheater der besonderen Art. Märchen und mehr : Kinderschminken, Kindergeburtstag, Aktionen und Angebote im Theater und auch vor Ort. Bastelkurs, Schminkkurs, Zauberei und Jonglage. Kindertheater, Kinderbühne. Märchen, Basteln, Schminken, Musik, Kunst. Beste Unterhaltung für Kinder und Erwachsene. Von für ganz klein bis für Ganz Groß.
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[ paulchens waldwanderung ]


Paulchen war ein schwarzer Teddybär, ziemlich groß und für sein Alter doch noch recht plüschig. Er hatte eine herrliche Zeit mit den Kindern verbracht, aber die waren nun schon erwachsen geworden, und so kam es, daß Paulchen zwar noch immer bei ihnen wohnte, sich aber niemand mehr recht um ihn kümmerte. Da saß er meist in einer Ecke oder auch mal auf dem Bett, wurde gelegentlich auch gestreichelt, doch dabei flog auch schon ein wenig Staub auf. Paulchen litt sogar darunter, daß er im Leben der erwachsen gewordenen Kinder nun keine Rolle mehr spielte. Meist war er tagsüber allein, und da konnte es vorkommen, daß er vor Traurigkeit eine dicke Bärenträne weinte, seufzte und nicht wußte, wie es weitergehen sollte. In eine Ecke gelehnt, döste er vor sich hin und sann auf bessere Zeiten. Er träumte auch von den frühen Kindertagen, als er fröhlicher Mittelpunkt der übermütigen Spiele war - geliebt, umarmt, herumgetragen. Allerlei Quatsch hatten sie gemacht, und manchmal hatte er vor Freude Kopf gestanden. Was sollte ein Bär in seiner Lage anstellen?

Er wußte selbst, daß er nicht so besonders schlau war, eben nur so, wie es für Teddys ausreicht, und doch war ihm klar, daß nur er selbst etwas unternehmen könnte, das sein Leben wieder erheitern würde.

Da kam er auf die Idee, auf einer Wanderung den Wald zu erkunden. Hier würde er sicher neue Freunde treffen, Erstaunliches sehen und erleben, die Natur genießen und mit den Blumen sprechen. Er hatte Glück, daß das Haus, in dem sich seine Wohnung befand, dicht am Waldesrand lag, so daß er eigentlich nur aus dem Fenster klettern mußte. Natürlich sollte das nicht auffallen, und da bot es sich an, nachts auszusteigen. Als er den Entschluß zu der Wanderung gefaßt hatte, wartete er noch auf eine Nacht mit hellem Mondschein, weil ihm ein Weg nicht bekannt war. Außerdem mußte das Fenster offenstehen, denn allein hätte er es nicht öffnen können. Es bereitete ihm auch einige Mühe, überhaupt das Fenster zu erreichen, denn obwohl er groß war, war er doch nicht groß genug, überall heranzureichen. Er kletterte auf einen Stuhl, von dort auf das innere Fensterbrett und saß dann schon absprungbereit - aber die Höhe war ihm doch nicht geheuer. Also kletterte er noch einmal zurück, holte sich einen Bademantel, der im Zimmer lag, band ihn ans Fensterkreuz und seilte sich ganz vorsichtig in den Garten hinab. Niemand hatte ihn gehört, denn Teddybären haben weiche Sohlen. Er stapfte durch teddybeinhohe Bohnenpflanzen, stolperte über kriechende Erdbeeren und strebte dem Waldrand entgegen.

Je mehr er sich vom Haus entfernte, desto langsamer wurde er, denn nun wurde vieles immer unbekannter, unheimlicher und der Weg immer unübersichtlicher. Ehrlich gesagt, er gruselte sich schon ein wenig, als er zum Mond hinaufsah und dabei gegen den dunklen Tannenrand des Waldes spähte, der trotz des Mondlichtes wie eine schwarze Wand vor ihm aufragte. Dort sollte er hinein? Schauerlich hörte er die Käuzchen rufen, und ihm war auch, als würde eine große Eule dicht an ihm vorbeifliegen. Sein schwarzes Fell stand ihm zu Berge, und so sehr er auch seine großen Knopfaugen aufriß, so konnte er Bäume und Büsche doch nur als dunkle Gestalten ausmachen, die auf ihn lauerten. Seinen ganzen Mut mußte er zusammennehmen, um tiefer in den Wald einzudringen. Dabei stürzte er über Wurzeln, fiel mit der Nase auf einen widerlich stinkenden Pilz, blieb mit seinem Pelz an rissigen Brombeeren hängen, verklemmte sich zwischen zwei eng stehenden Tannen und holte sich nasse Füße, als er durch weiches Torfmoos wanderte. War das das lang ersehnte Erlebnis? Machte das wirklich Freude? Wenn er es recht bedachte, so kam er zu dem Ergebnis, daß er wohl besser zu Hause geblieben wäre. Hier draußen im Wald war alles so fremd, so unheimlich, und er war so allein. Weit und breit kein Spielkamerad. Woher sollten die auch in der Nacht kommen? Da setzte er sich erschöpft auf einen Baumstubben, weinte dicke Bärentränen, und weil seine kurzen Beine ihn nicht mehr weiter tragen wollten, blieb er so sitzen und schlief ein. Alsbald träumte er wieder von den glücklichen Kindertagen.

"Was bist du denn für ein Schwarzer?" hörte er eine Stimme, erschrak, riß die Augen auf und stellte verdutzt fest, daß die Sonne schon hoch am Himmel stand. Vor ihm hatte sich ein Dachs aufgebaut, der ihn neugierig anschaute. Paulchen freute sich nach dem ersten Schreck, daß er jemanden gefunden hatte und erzählte dem Dachs seine Geschichte. "Hm", murmelte der aber zunächst nur, und dann erzählte er Paulchen aber doch aus seinem Dachsleben und daß er sich jedenfalls bei den Menschen nicht wohlfühlen würde, denn die trachteten nur nach seinem Leben, um aus seinem Fell Rasierpinsel herzustellen. Und so sei es doch gut, daß er in den Wald gekommen sei. Paulchen erkundigte sich genau, wie es im Wald zugeht, was man essen kann, wovor man sich hüten muß, wo die schönsten Stellen liegen usw. Er hörte gut zu und merkte bald, daß es auch tagsüber nicht einfach im Wald zu leben sein würde. Viele Früchte waren ihm ganz unbekannt, nachts wurde es recht kühl, und manche Waldbewohner waren Neulingen durchaus nicht wohl gesonnen. Da kamen Paulchen ernste Zweifel darüber, ob sein Entschluß tatsächlich so gut gewesen war. Er verabschiedete sich vom Dachs und wanderte mit mulmigem Gefühl weiter. Unterwegs pflückte er sich einige Blaubeeren.

Der Weg wurde steinig und führte bergan - eine große Mühe für einen hier draußen doch sehr kleinen Teddybären. Als er nach unten sah, um den vielen größeren Steinen auszuweichen, vernahm er vor sich ein grauenerregendes Brüllen. Entsetzt schaute er auf und erstarrte zur Bären-Salzsäule. Vor ihm stand ein leibhaftiger riesiger Schwarzbär. Das Brüllen ging in ohrenbetäubendes Lachen über, doch Paulchen wagte sich nicht zu regen, machte sich ganz klein und duckte sich hinter einen Felsbrocken. "Was willst du nachgemachter Knirps hier in meinem Revier?" erkundigte sich der Schwarzbär, "du lächerlicher Zwerg, wagst dich an meine Höhle?" Dabei kam er ganz dicht an Paulchen heran, beschnüffelte ihn ausgiebig und leckte ihm auch sein seidiges Fell naß. Paulchen zitterte vor Angst. "Komm mit in meine Höhle" befahl der Schwarzbär, und Paulchen blieb nichts anderes übrig als zu gehorchen. In der Höhle war es ziemlich finster und roch stark nach Schwarzbär. "Wir Bären müssen zusammenhalten" befand der Schwarzbär und gab ihm deshalb den Rat, den Wald und die Berge doch wieder zu verlassen. Das sei besser für ihn, denn ihm könne er sich nicht anschließen, er sei zu klein, und auch die anderen Bären würden ihn nur als Sonderling ansehen. Da wurde Paulchen wieder ganz traurig, tapste dem Schwarzbär zum Dank dafür, daß er ihm nichts getan hatte, ans Bein und zog seines Wegs. Sollte er noch einen Versuch unternehmen, hier draußen Fuß zu fassen, Freunde zu finden und glücklich zu werden?

Benommen, unsicher und fast schon verzweifelt ging er den Weg zurück in den dichteren Wald. Er kam an einen wunderschönen stillen Waldsee. Die weiß-gelben Seerosen leuchteten auf spiegelglatter Wasseroberfläche, und bunte Libellen tanzten auf den Blüten des Wasserknöterichs. Paulchen hatte schon wunde Füße, denn richtige Wanderfüße haben Teddybären nicht. Seine samtigen Pfoten waren schmutzig und hart geworden. Er setzte sich auf einen Stein und kühlte die Füße im kristallklaren Wasser. Sein Entsetzen aber hätte größer nicht sein können, als plötzlich eine Ringelnatter aus dem Wasser auftauchte, sich um sein Bein schlängelte und versuchte, ihn ins Wasser zu ziehen. Mit aller Kraft hielt er sich am Stein fest, rutschte aber immer wieder ab, denn Teddybären haben keine Krallen. "Hilfe, Hilfe!" schrie er, und die Ringelnatter ließ wohl nur deswegen von ihm ab, weil ein großer Adler heranschwebte und nach Beute Ausschau hielt. Leicht hätte er auch Paulchen ergreifen können, doch der versteckte sich schnell hinter dem Stein. Er hatte sich von seinem Schreck noch nicht erholt, als neues Ungemach über ihn kam. Ein Heer von beißenden Ameisen hatte sich hinter dem Stein über sein Fell hergemacht. Da nahm er alle Kraft zusammen und rannte so weit er konnte in Richtung Heimat. Dies war nicht seine Welt, hier konnte er nicht glücklich werden. Da erschien es ihm doch besser zu sein, die Tage im Zimmer zu verdösen, in seiner vertrauten Umgebung.

Ermattet, das Fell zerzaust, die Füße lädiert, kehrte er aus dem Wald im Morgengrauen in den heimatlichen Garten zurück. Mit letzter Kraft zog er sich am Bademantel hoch, kletterte ins Zimmer zurück, ließ sich entkräftet und enttäuscht in seine gewohnte Ecke fallen und versank in tiefen Schlaf.

Die Tür wurde aufgerissen, und herein traten die Hausbewohner. Die Frau fing an aufzuräumen, und der Mann entfernte den Bademantel, wobei er meinte, der Hund habe wieder tüchtig getobt und alles weggeschleppt. Daß der Mantel festgebunden war, kam ihm indes nicht verwunderlich vor. "Oh, sieh einmal wie unser Paulchen aussieht" sagte da die Frau, "wir haben ihn lang nicht beachtet." Und: "Weißt du noch, wie wir früher mit ihm gespielt haben? Wir sollten am Sonntag raus ins Grüne fahren und ihn mitnehmen." "Wir sollen als Erwachsene einen Teddy mitnehmen?" fragte der Mann zurück. "Warum nicht? Wir würden alte Erinnerungen auffrischen, und außerdem könnten wir ihn säubern. Schließlich sind so alte Teddybären ziemlich wertvoll." "Na, meinetwegen" sagte der Mann, "aber du mußt ihn tragen." Paulchen hatte alles mit angehört. Niemand hatte bemerkt, daß er sich aufgerichtet hatte, weil ein Glücksgefühl ihn durchströmte. Sie werden einen Ausflug machen, und er wird dabeisein. Er wird sich die frische Luft um die Nase wehen lassen, den Vögeln zuhören und sich an den Blumen erfreuen. Wie weggeblasen war seine Traurigkeit, und seine Freude war ohne Ende.

Allerdings beschäftigte ihn nun eine neue Frage. Ist es nicht wirklich eigenartig, wenn Erwachsene mit einem Teddy einen Ausflug machen? Was meint ihr?

© Bernd Oehmig


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